Anna und Gregor beim Saisonstart am Achensee

NewComer Team 2021 am Tegernsee

Donnerstag 29.7.2021 Das Promoboot mit diesjährigen Team Gregor und Anna ist unterwegs zum Tegernsee. Ein spannendes Wochende im Yachtclub am Tegernsee e. V. bei der Silber FD-Regatta steht uns bevor. Spannend, da es unsere erste gemeinsame Regatta als Team ist und weil ich noch nie so viel Strecke mit Boot am Hänger als Verantwortliche unterwegs war. Ist eh noch alles da? Ständiger Check im Spiegel. Schon etwas aufregend. (Ich frage mich, nach dem wievielten Mal das zur Routine wird mit dem Boot am Hänger? Vielleicht erinnert sich der/die eine oder andere von euch an den Anfang?) Ankunft erst um Mitternacht im Ort Tegernsee, Boot abstellen, Auto zum Schlafplatz ummodeln, Gute-Nacht-Bier. Sofort eingeschlafen.

Freitag in der Früh bei blauen Himmel mit nur vereinzelten Wolken können wir den Ort erkunden. Schön ist es hier. Idyllisch liegt der Ort am See und erinnert ein bisschen an Heimaturlaube in der Kindheit (ja, ich bin ein Stadtkind). Fühl mich sofort wohl. Während wir in einer Konditorei, welche idealerweise direkt vis-à-vis des Bootsplatzes liegt, frühstücken, kommt auch schon Marc. Er ist aus dem Yachtclub, organisiert nicht nur diese Veranstaltung, sondern organisiert auch das Einsteigertraining am Freitag für alle Interessierten. Genau was wir brauchen! Schon bei der Promobootübernahme Anfang Juni am Achensee hat Marc Bootsübernahme und Erst-Coaching mit uns wunderbar gemacht.

Bei guten Bedingungen, 25°C und bis zu 2 Bft aus nördlicher Richtung, organisiert er ein Motorboot für das Training, während wir das Promoboot aufbauen. Da zeigt sich auch schon, warum wir einen Tag früher anreisen. Die berühmt-berüchtigten 15 Minuten eines österreichischen Teams bringen wir da nicht zusammen. Verklicker vergessen anzubringen, Genuaschot innerhalb der Wanten, Spifall bei der Trompete ausgefädelt…Okey. Irgendwie schaffen wir es dann doch fertig zu sein.

Der Yachtclub Tegernsee hat platzbedingt eine weitere Fläche/Grundstück im Ort organisiert, dort steht unser Boot. Das Slippen ist hier etwas interessanter, da sehr grober Schotter und doch relativ steil. Aber glücklicherweise ist genau zu diesem Zeitpunkt ein Vorstandsmitglied vom Club Erik Weidinger gerade anwesend. Mit Rat und Tat (!) hilft er uns. Er hat sogar, zwar nicht sein letztes Hemd, aber seine trockene Unterhose dafür geopfert. Danke nochmals an dieser Stelle an seine Hilfe (wer weiß wann wir dann aufs Wasser gekommen wären)!

Wir sind das einzige Boot beim Training. Glück für uns.“ Coach“ Marc erklärt uns nach anfänglichen Wiederholen des 1×1 („Grundtimm an Land“ „die Leinen sollten belegt sein vorm ablegen“…) ein paar windtechnische örtliche Gegebenheiten und wir kreuzen mal zum Regattabereich in den nördlichen Teil des Tegernsees. Staberln hat er auch noch mit als Bahnmarken. Gut, wir gewöhnen uns ans Sportgerät, an Bewegungsabläufe, er legt Bojen, unsere Aufgaben sind klar. Feedback vom „Coach“: Genua sollt schon DICHT genommen werden und es ist schon so gedacht, dass man ZU den Bahnmarken fährt als Steuerfrau. Mhm..ja.. gut. Morgen dran denken! Am frühen Nachmittag lässt der Wind kurz vollständig nach und wir machen eine Kenterübung. Wieder was gelernt. Nicht so easy wie beim Laser. Für heute ist für uns Schluss.

Am Abend sind wir dann mit dem zweiten österreichischen Team, Jakob und Philipp, und Marc im Clublokal zum verdienten Abendessen. Und einem (oder zwei, oder drei…) süffigen Bier.  Zwischenzeitlich sind auch schon vermehrt andere FD Teams angekommen. Insgesamt wirken alle sehr nett, freundlich und willkommen heißend. Das bestätigt sich auch, als wir später des Abends dann von sehr netten deutschen Teams mit weiterem wohl mundenden Bier versorgt werden. Und interessanten Anekdoten, an die ich mich des guten Bieres wegen teils nicht mehr so genau erinnern kann. Irgendwann wird’s aber Zeit fürs Bett. Und da geht der Dank wieder an Marc, der den Promoteam Newbies großzügigerweise seinen VW Van zum Schlafen zur Verfügung gestellt hat. Danke! Der erste Wettfahrttag kann kommen.

Samstag beginnt für mich früh. Alle schnarchen noch so leise vor sich hin. Nur Marc und ich sind schon um 7 munter. Kaffee und warme Rosinensemmel genießend sitzen wir im Segelclub. Marc kümmert sich um die Registrierung und Informationen der Teilnehmer, die jetzt laufend eintrudeln. Vormittags gibt es eine Vorstellung der Wettfahrtleitung unter Julia Baur und eine Begrüßung der Teams. Insgesamt sind 18 FD’s am Start, davon 4 österreichische Teams. Für uns weit angereiste Österreicher gibt es sogar anerkennend Beifall. Ich blicke in der Runde nur in freundliche Gesichter. Das hilft schon etwas gegen die Nervosität.

Nun gut. 1. Ankündigungssignal laut plan um 12:30 Uhr. Aufbruchstimmung. Wir gehen wieder Richtung Boot. Ist eh noch genug Zeit, denk ich mir. Aber plötzlich sind nur noch wir am Platz, alle anderen haben schon geslipt. Das Groß geht nicht weiter rauf. Sch… warum? Aber immerhin gibt es schlimmeres als ein schwergängiges Fall – ein plötzlich leichtgängiges! Geschafft, Groß oben, wir slippen. Cunningham und noch so paar andere Dinge werden am Weg zum Startboot angeschlagen. Es geht ein Lüftchen aus Nord. Das macht Gott sei Dank die Sache einfacher. Das heißt für uns nicht schon ums Überleben kämpfen und mal bei Leichtwind in Richtung Regattagebiet kreuzen. Trotzdem beginnt sich das Gedankenkarussell bei mir zu drehen. Werd‘ ich rechtzeitig wen sehen bei dieser riesen Genua (8,4 m² sind deutlich mehr als 2,7m² am Pirat), wie werden wir als Team funktionieren, nicht Letzter werden wär schon super, wie gut können wir das Boot noch beherrschen falls der Wind zu sehr auffrischt ….Nervosität, Aufregung, a bit of overthinking. Kurz wird am Promoboot auch erörtert was nochmals der Kurs war, wie viele Runden? Wurscht, wir werden eh den anderen hinterherfahren, dann werden wir schon sehen wo’s langgeht.

Nach einer Startverschiebung ist es dann so weit. 2 Minuten vor Start stellen sich fast alle schon an der Linie an. Wir beschließen da nicht mitzumachen. Wir gehen auf Nummer sicher, mit Backbordschoten gleich beim Startschiff zu starten. Auf der ersten Kreuz versuche ich eine Orientierung übers Feld zu bekommen. Lauter GER Boote. Ich halte nach AUT Ausschau, ist einfacher. Mehr aber auch nicht. Der andere Blick geht nach Luv, wo ist Wind. Immer die Worte von Manfred im Kopf: „der Steuermann ist dafür verantwortlich, dass das Boot schnell fährt“ Ok. Nicht das Boot abstellen. Gemeinsam mit meinem Vorschoter arbeiten wir an der Gewichtsverteilung und feinfühligem Bewegen an Bord. Die ersten Wenden miteinander könnten deutlich flüssiger sein. Luvbahnmarke? Passt. Wo ist die Leetonne? „Zur Tonne hinfahren hilft…“ ja ja, schon gut. Klappt. Zweite Kreuz. Wind dreht etwas. Wir fahren über rechts. Ein paar schöne Böen verschaffen uns einiges an Höhe. Auf die andren Boote wird nur geschaut, damit wir niemandem reinfahren, bzw wie es ihnen vor uns mit dem Wind geht. Auch auf der zweiten Downwind läuft es für uns gefühlsmäßig ganz gut. Währenddessen bemerke ich, dass es mir richtig Spaß macht (hoffe, meinem VS geht es genauso!). Beim Zieleinlauf dann die Feststellung, dass wir nicht letzte geworden sind. Das freut noch mehr!

Dann heißt es wieder kurz warten, die Luvtonnen werden verlegt. Pause für etwas zum Trinken, lenzen, Müsliriegel. 

Auch in die zweite Wettfahrt starten wir, bei schwachem Wind, lieber konservativ.  Der Pulk hat sich wieder angestellt. Na, vielleicht machen wir da eines Tages auch mit. Ziemlich bald nach dem Start legen wir um und fahren wieder nach rechts. Gewichtstrimm passt gut, fühlt sich so an als liefe die Schüssel ganz gut. Nach einer gesegelten Runde ist an der Luv dann Bahnverkürzung und Ziel. Da gehen wir als 7. durch. Oh? Wirklich!

Die 3. Wettfahrt wird dann aber recht bald abgebrochen. Der Wind macht nicht mehr mit. Glücklich werden wir zurückgeschleppt. Schauen wir was morgen bereit hält. Die Wetterfrösche tun sich momentan sehr schwer genaue Vorhersagen zu treffen. 5 Wettfahrten wären ausgeschrieben.

Abends gibt es vom Wirten im Club für alle SeglerInnen das heiß ersehnte und köstliche Grillhendl. Und Bier. Dabei wird der Tag nochmals revue passiert, nachbesprochen, ausgetauscht. Sehr zufrieden mit dem ersten Tag und mit diesem idealen Einstieg in den Regattazirkus werden die Biere noch ein paar mehr. Unsere deutschen Freunde teilen mit uns auch noch ihre letzten Vorräte an Bier und dann heißt es auch für uns ab ins Bett. Erstes Ankündigungssignal morgen 10:30 Uhr.

Sonntagfrüh zeigt sich wolkenverhangen, sehr windig und frisch. Das alles wird durch den heißen, duftenden Kaffee den Marc mir entgegenstreckt besser. Am Ufer stehend strecken wir die Nase in den Wind und er erklärt mir wie- woher der Wind kommt. Es knackt schon ordentlich. Neben dem Koffein vertreibt auch eine gewissen Anspannung die Müdigkeit. Mehr Wind! Bin ich oft gesegelt. Aber am Piraten. Mit halb so viel Segelfläche. Noch nie am FD. Im inneren gehe ich die Möglichkeiten des Trimms durch. Wie war das nochmal mit dem Rake…Aber je später es wird, desto mehr nimmt der Regen zu und der Wind ab. Im Club sitzen wir dann und erwarten die Entscheidung der Wettfahrtleitung. Langsam wird’s kalt. Ein paar Teams beginnen schon, sich zusammen zu packen. Die ersten sind schon gestern Abend abgerauscht. Irgendwann kommt dann doch noch am späten Vormittag die Order zum Auslaufen. Aber nur kurz. Während wir die Boote abdecken, heißt es wieder alles zurück. Ohne Wind geht’s nicht. Okey, das war’s auch für uns. Im Nieselregen packen wir uns zusammen, räumen um und auf. Etwas erleichtert sich nicht in den kalten und nassen Neopren zwängen zu müssen, aber auch ein bissl enttäuscht, das Boot nicht auch einmal bei mehr Wind testen zu können. Wird schon noch kommen.

Nach Nicht-Siegerehrung im Club, unter Beachtung der Corona-Sicherheitsmaßnahmen (wie schon die letzten Tage gehandhabt und durch die Veranstalter unermüdlich eingemahnt), verabschieden wir uns. Ab nach Hause.

So viele neue Gesichter, Namen, Eindrücke, Informationen. Fast schon zu viel zum Verarbeiten.

Aber es war toll. Ich bin glücklich und will mehr!!!

Nicht nur das Segeln auf diesem anspruchsvollen Boot hat dieses Wochenende besonders gemacht, sondern auch die FD Gemeinschaft rundherum. Wir wurden freudig in die Runde aufgenommen und haben uns als Teil davon gefühlt! Das muss man der FD Klasse wirklich lassen.  Mein Dank gilt besonders der Ö-FD-Klassenvereinigung, die mich als gänzlich Unbekannte Ende Mai sehr freundlich willkommen geheißen hat und Gregor und mir das Promoboot für diese Saison anvertrauen. Schon bei der Bootsübernahme Mitte Juni am Achensee wurden wir unglaublich herzlich aufgenommen, super eingewiesen und gleich gecoacht. Danke an euch alle!

À propos Achensee. Da steht in 2 Wochen die nächste Regatta an. Viele werden wir dort hoffentlich wieder sehen, auch hoffentlich ein paar deutsche Teilnehmer. Ich freu ich mich schon!

Bis dahin, Mast- und Schotbruch

Anna 

Gregor

AUT 37